Gestern Abend erwies sich im Kloster Heiligkreuztal bei Riedlingen der OEW-Saal mit seiner von der Spätgotik bis ins Hochbarock reichenden Ausstattung als idealer Rahmen für die Vernissage des Walddorfhäslacher Künstlers Hans-Joachim Madaus, sind doch zumindest die 3 Reliquienbilder des Künstlers im „Himmelreich des Barock“ (so Dr. Michael Kessler in seiner brillanten Einführung), nämlich in Oberschwaben, genauer in Gutenzell, entstanden.
Den Hauptteil der Ausstellung mit dem Titel „The day after“ nehmen allerdings die Werke aus dem so genannten „Amerikazyklus“ ein. Aus den etwa 40 Arbeiten dieses Zyklus konnten 13 „Spiegelungen“ Amerikas zusammengestellt werden; der Rest befindet sich in in-und ausländischen Privatsammlungen und ist somit nicht mehr zugänglich., höchstens noch im reich bebilderten Katalog auffindbar.
Madaus arbeitet grundsätzlich in Zyklen. Als „pictor doctus“, wie ihn Michael Kessler apostrophierte, sind seine Werke „Respektbekundungen und eine Weise des Maßnehmens und Maßgewinnens“ , „Bildfindungen“ aus Geschichte und Gegenwart. Zu nennen wären hier paradigmatisch der Venedig-, der Etrusker-, der Hölderlin- und Faustzyklus. Aber Madaus arbeitet sich auch an den Großen seiner Zunft ab mit dem Zyklus „Hommage à…“ und erweist so Picasso, Dali, Michelangelo, Vermeer u.a. seine Referenz.
Warum Zyklen? Kessler vergleicht das Entstehen dieser Findungen mit der Ölbohrung; sie sind „Gebietskategorien“, die der Künstler dort markiert, wo er fündig geworden ist. Behutsam geht er dann in die Tiefe. Für die Sondierung und Bohrung bedarf es gewisser Techniken und Mittel. Madaus´ bevorzugtes Mittel ist der Bleistift, sozusagen als „Bedingung seiner Möglichkeit“; die Farbe ist dann nach Aussage des Künstlers eher die Zugabe.
Unter den ausgestellten Amerikavisionen des Künstler sind, laut Kessler, beklemmende „apokalyptische Szenarien“, Untergangsszenarien (z.B. die „Kreuzigung“), zu finden, „The day after“ scheint sogar nine eleven vorwegzunehmen, das Attentat auf die „Twin Towers“ in New York, und das 20 Jahre vor dem Eintreffen des Entsetzlichen, das doch kein Mensch ahnen konnte!
Dennoch sind Madaus´ Bilder auch Bilder der Hoffnung: der Abwärtsbewegung entspricht immer auch eine Aufwärtsbewegung; das Schöne (Marilyn Monroe in „Venus mit Hund“) tröstet angesichts des Hässlichen, ein Vogel steht für den Sieg der Natur, das Zitat der „Erschaffung Adams“ als etwas religiös Bekanntes könnte für die Möglichkeit des Neuanfangs in einer durchaus brüchigen Welt stehen.