Lebenslauf

*Balow/Mecklenburg, 1943; lebt und arbeitet in Walddorfhäslach.

1969-1975

Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart

1970

zwei Semester an der „Ecole des Beaux Arts“ in Aix-en-Provence

1971

ein Semester an der „Accademia di Belle Arti“ in Florenz

1976

freier Maler

1990

freier Bildhauer

1996 – 2001

Arbeitsaufenthalt in Budapest

Preise und Stipendien

1973

Akademiepreis der Akademie Stuttgart

1974

Akademiepreis der Akademie Stuttgart

1983/84

Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg

1984

Sachstipendium zum Katalog Mythos Venedig der Stiftung zur Förderung der geistigen und künstlerischen Arbeit bei der Württembergischen Hypothekenbank Stuttgart

1988

Projektstipendium Civitella d´Agliano / Italien

Öffentliche Sammlungen (Auswahl)

  • Regierungspräsidium Tübingen;
  • Galerie der Stadt Stuttgart;
  • Landesbibliothek Stuttgart;
  • Sammlung Schwenk, Haigerloch
  • Museum der Schönen Künste, Budapest
  • Aussegnungshalle Walddorfhäslach

Ausstellungen (Auswahl)

1973/74

Kunstakademie Stuttgart, Ausstellung zum Akademiepreis

1974

Schranne, Laupheim

1975

Kunsthalle in Baden-Baden – Forum junger Kunst

1975

Kunsthalle in Recklinghausen

1976

Studioausstellung der Kunsthalle, Tübingen

1978

Wettbewerb und Ausstellung der Kreissparkasse Esslingen

1981

Italienisches Kulturinstitut, Wien

1982

Sala San Leonardo, Venedig / Deutsch-Italienische Gesellschaft, Venedig

1984

​Dortmund, Kunstmarkt für Aktuelle Kunst und Information

1985

Universitätsbibliothek Tübingen,
Villa Merkel, Esslingen
5. Wanderausstellung der Kunststiftung Baden-Württemberg in 9 Städten

1986

Galerie der Kunststiftung, Stuttgart
Landeskunstwochen, Tübingen: Galerie am Haagtor

1988

Museo Diocesano d’Arte Sacra, Venedig
Jahresausstellung des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart

1988

Jahresausstellung des Württembergischen Kunstverein Stuttgart

1989

Monte Carlo, Internationaler Kunstpreis

1991

Brenta-Ausstellung, Volksbank, Tübingen

1998

Deutsche Botschaft, Budapest

2000

Galerie Lazi, Stuttgart

2006

Schlossfeldgalerie, Haigerloch

2011

Kloster Heiligkreuztal (Riedlingen)

2016

Messe ARTe, Sindelfingen

2018

Rittersaal, Kirchentellinsfurt

Publikationen

Mythos Venedig, 1980, Narrverlag, Tübingen

Brenta, 1991, Narr-Verlag, Tübingen

Katalog und Werksverzeichnis, 2008, Narrverlag, Tübingen

Malerei im Barock, Dramatik und Virtuosität, 2018, Narr/Francke/Attempto-Verlag, Tübingen

Italienische Bibliothek (Autorenporträts und Illustrationen), zwischen 1986 und 2002 im Narrverlag, Tübingen

Italienische Lyrik nach 1945, 1986, Narrverlag, Tübingen

Auf Goethes Spuren in Italien, 2023, Pohlmann Verlag

Pressestimmen

KIRCHENTELLinsfurt. Es war zugleich eine Ausstellung, eine Buchvorstellung und ein sehr gut besuchter Empfang zum 75. Geburtstag von Hans Joachim Madaus. Der Künstler lebt zwar im benachbarten Walddorfhäslach, doch die ausgestellten Werke und das Fest passten bestens in das Kirchentellinsfurter Schloss. Deshalb war auch Bürgermeister Bernd Haug in den Rittersaal gekommen und gab einen Überblick über die Geschichte des wohl ältesten Bauwerks der Gemeinde.
Nach dem Künstler selber hatte aber zunächst der Verleger und Kunstsammler Gunter Narr die Gäste begrüßt, der neben dem großen Werkverzeichnis nun auch das Buch „Malerei im Barock – Dramatik und Virtuosität“ über die besonderen Bilderwelten von Hans Joachim Madaus vorstellte. Es enthält neben Abbildungen der für Madaus so typischen Hommages an Künstler, Dichter und Denker auch Texte des Sammlerverlegers selber, des italienischen Literaturwissenschaftlers Gio Batt Bucciol sowie des Theologen, Kultur- und Kunstkenners Dr. Michael Kessler, der auch die Laudatio hielt.
Er nannte Madaus in Anlehnung an den „Poeta“ ganz treffend einen „Pictor doctus“, einen gebildeten, einen gelehrten Maler. Denn der ganz eigene und unverwechselbare Personalstil, den Hans Joachim Madaus seit seinem Studium an der Stuttgarter Akademie und einer ersten großen Ausstellung in der Tübinger Kunsthalle im Jahr 1976 entwickelt hat, ist inhaltlich ohne direkte Bezüge zu Vor-Bildern aus der Kunst- und Kulturgeschichte nicht denkbar und in der von Madaus bevorzugten Mischtechnik einzigartig.
Eigentlich ist er vor allem Zeichner, in einer geradezu altmeisterlichen Präzision, mit der sein Bleistift, seltener auch sein Buntstift Ikonisches abbildet. Die Farben, oft in geometrisch-archtitektonischen Flächen und mit höchst transparenten Schichten von hauchdünnen Öllasuren aufgetragen, sind für Hans Joachim Madaus „nur Zugabe“. Michelangelos „Moses“ ist da in marmorfarbener Größe in eine mystische, mythische und magische Landschaft aus reiner realistischer, aber surrealer Fantasie eingesetzt.
Der Italien-Verehrer und „notorische Venedigfahrer“, so Kessler, lässt Tizians venezianische „Assunta“ auf seine eigene Art zum Himmel fahren, porträtiert Raffael mit seiner Mütze oder da Vincis „Dame im Hermelin“ und andere Leonardo-Madonnen, auch Jan Vermeers Perlenmädchen. Er lässt den blühenden und den umnachteten Hölderlin auftreten, schutzlos nackt neben seiner streng bekleideten Mutter,  Cranachs Luther, die Saskia oder den Nachtwachen-Offizier von Rembrandt, Caravaggios römisches Volk und die Palladio-Villen an der Brenta…
Auch Rilke schaut herein aus anderer Zeit, die splitternden Fleisch-Facetten Francis Bacons türmt Madaus. Es sind „Flammenschriften, Denk- und Meditationsbilder“, wie der Redner sie charakterisierte, aber manchmal auch ironische Spiegelungen. So porträtiert sich der Künstler selbst als Spiegelung inmitten der königlichen Meninas mit dem Titel „Velasquez und ich“. Einen „Extremismus“ sah Michael Kessler in diesen Bildwelten am Werke, aber bei aller penibel realistischen Präzision auch das Pochen von Hans Joachim Madaus auf seinem Künstlerrecht zu überzeitlicher, überwirklicher Phantasie. (GEA)

In einem stilistischen Geniestreich und in einer grandiosen ikonographischen Synopse, denn Zeit und Raum sind aufgehoben, steht Christliches neben Antikem… Mythologisches und Märchenhaftes verbinden sich. Bilder werden zu Zitaten von Bildern… Eros und Geist spielen miteinander. Rituale und Symbolismen überall. Michelangelo in Madaus. Madaus auf den Spuren der Studi di natura des Leonardo. Leben und Tod in wundersamer Durchdringung, ein phantastischer neuer Klassizismus und zugleich ein barockes Lebensgefühl, die Lust am Körper. Sinnliches und seine exquisite ästhetische Domestizierung: man ist überwältigt und verwirrt und wähnt sich in einer Antikensammlung, einer Kirche, einer Totenstadt und auf einem Maskenfest auf einmal.
(…) Seine Farben haben magische Qualitäten. Sie leuchten, entrücken, heben Grenzen auf und legen über alles die poetische Tristesse des Vergänglichen. Ein großer Manierist ist Hans Joachim Madaus, der mit Körpern monumentale Choreographien baut… Die Lebenslust der Etrusker … ist für Madaus ein schier unerschöpfliches Thema, um in seinen Bildern die Spannung von Sinnenhaftigkeit und Vanitas auszutragen.

 (…)
Als virtuoser Zeichner tritt er einem in seinen Michelangelo-_Paraphrasen gegenüber, in den Arbeiten zur Sixtina und zum Julius-Grabmal, das im Geiste Michelangelos zu vollenden er sich die Freiheit nimmt. Wie er das macht, mit einer großartigen Dramaturgie des Bildaufbaus, mit einem vitalen, sinnlichen Strich und einem überbordenden Raumgefühl auf der Fläche und immer auch ein bisschen augenzwinkernd, wie er das riesige Format mit Themen und Gegenthemen reich musikalisiert und eine strikte Klarheit in der Fülle durchhält, das zu sehen ist aufregend. Unerschöpflich strömt diesem künstler Vergangenes als gegenwärtiges zu.

Inzwischen sind seine Bilder nach einem für ihn neuen Ordnungs- und Formprinzip häufig geometrisch strukturiert, wodurch einerseits die wuchernde Fülle formal gebändigt werden kann und sie andererseits leuchten wie geschliffene Edelsteine. Man fühlt sich dabei an „Komplexbilder“ erinnert, die Heinrich Vogeler während der zwanziger Jahre in der Sowjetunion malte, bis die Formalismus-Keule… gegen ihn erhoben wurde.
In Madaus´ Bildern verliert und findet sich alles. Seine Brenta-Visionen umspannen nicht nur die Flusslandschaft, sondern mit ihr die Paläste, die Architektur, die Literatur, die Musik, die Malerei, die Skulptur und den Menschen. Verschiedene Realitätsebenen sind abgestuft enthalten: Fotorealität, magische Realität, steingewordene Skulpturenrealität, organisch sinnliche Realität. Eine neue Vision und Qualität bahnt sich an. Madaus´ Kulturporträts weiten sich so vom Panorama zum Kosmorama.

Gestern Abend erwies sich im Kloster Heiligkreuztal bei Riedlingen der OEW-Saal mit seiner von der Spätgotik bis ins Hochbarock reichenden Ausstattung als idealer Rahmen für die Vernissage des Walddorfhäslacher Künstlers Hans-Joachim Madaus, sind doch zumindest die 3 Reliquienbilder des Künstlers im „Himmelreich des Barock“ (so Dr. Michael Kessler in seiner brillanten Einführung), nämlich in Oberschwaben, genauer in Gutenzell, entstanden.

Den Hauptteil der Ausstellung mit dem Titel „The day after“ nehmen allerdings die Werke aus dem so genannten „Amerikazyklus“ ein. Aus den etwa 40 Arbeiten dieses Zyklus konnten 13 „Spiegelungen“ Amerikas zusammengestellt werden; der Rest befindet sich in in-und ausländischen Privatsammlungen und ist somit nicht mehr zugänglich., höchstens noch im reich bebilderten Katalog auffindbar.

Madaus arbeitet grundsätzlich in Zyklen. Als „pictor doctus“, wie ihn Michael Kessler apostrophierte, sind seine Werke „Respektbekundungen und eine Weise des Maßnehmens und Maßgewinnens“ , „Bildfindungen“ aus Geschichte und Gegenwart. Zu nennen wären hier paradigmatisch der Venedig-, der Etrusker-, der Hölderlin- und Faustzyklus. Aber Madaus arbeitet sich auch an den Großen seiner Zunft ab mit dem Zyklus „Hommage à…“ und erweist so Picasso, Dali, Michelangelo, Vermeer u.a. seine Referenz.

Warum Zyklen? Kessler vergleicht das Entstehen dieser Findungen mit der Ölbohrung; sie sind „Gebietskategorien“, die der Künstler dort markiert, wo er fündig geworden ist. Behutsam geht er dann in die Tiefe. Für die Sondierung und Bohrung bedarf es gewisser Techniken und Mittel. Madaus´ bevorzugtes Mittel ist der Bleistift, sozusagen als „Bedingung seiner Möglichkeit“; die Farbe ist dann nach Aussage des Künstlers eher die Zugabe.

Unter den ausgestellten Amerikavisionen des Künstler sind, laut Kessler, beklemmende „apokalyptische Szenarien“, Untergangsszenarien (z.B. die „Kreuzigung“), zu finden, „The day after“ scheint sogar nine eleven vorwegzunehmen, das Attentat auf die „Twin Towers“ in New York, und das 20 Jahre vor dem Eintreffen des Entsetzlichen, das doch kein Mensch ahnen konnte!

Dennoch sind Madaus´ Bilder auch Bilder der Hoffnung: der Abwärtsbewegung entspricht immer auch eine Aufwärtsbewegung; das Schöne (Marilyn Monroe in „Venus mit Hund“) tröstet angesichts des Hässlichen, ein Vogel steht für den Sieg der Natur, das Zitat der „Erschaffung Adams“ als etwas religiös Bekanntes könnte für die Möglichkeit des Neuanfangs in einer durchaus brüchigen Welt stehen.